Der Herr des Hauses, der sich schon öfter über Tierhaltung und tierische Produkte informiert hatte, verlangte von mir, dass ich eine Dokumentation mit ihm zusammen angucken solle.
Bis dato hatte ich mich über vegane Ernährungsweise so gut wie gar nicht informiert und war wie fast jeder Unwissende mit Vorurteilen vorbelastet. „Veganer übertreiben voll“, „vegetarisch leben genügt doch“, „Veganer haben doch alle einen Nährstoffmangel“ und „Veganer kaufen nur in Bioläden und tragen gestrickte Pullover und Birkenstockschuhe“. Ja ich weiß, #shameonme …
Ganz nach dem Motto „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“, hat es sich mit meinem Wissen zum Veganismus verhalten. Allerdings habe ich nie eine negative Einstellung zu diesem Thema gehabt. Ich würde mich eher als skeptisch bezeichnen. Da ich aber, was Gesundheit, Sport und Ernährung angeht, sehr interessiert bin, hat es mich sehr gereizt, mehr über den Veganismus zu erfahren.
Wir schauten uns also die Dokumentation „What the Health“ an. Thematisiert wurden die Tierhaltung, ethische Aspekte des Fleischkonsums, die Fleisch-, Milch- und Pharmaindustrie und verschiedene Organisationen. Ein weiterer wichtiger Punkt – und DAS überzeugende Argument für mich – ist die Gesundheit. In der Dokumentation wurde berichtet, wie gut sich die vegane Ernährung auf Blutwert, das Herz-Kreislaufsystem und Cholesterinspiegel auswirken kann. Darmprobleme, einige Schilddrüsenprobleme und Diabetes konnten laut Studie sogar teilweise „geheilt“ werden.
Die zunehmend schlechte Tierhaltung und die vielen gesundheitlichen Vorteile waren Gründe genug, um das Projekt „Wir sind dann mal vegan“ anzugehen. In diesem Sinne: Entscheidung getroffen. Herausforderung angenommen.
Aber was nun? Wie fängt man eigentlich an? Was koche ich jetzt jeden Tag? Und woher genau soll ich als Kraftsportler meine Proteine nehmen?
Natürlich wissen wir alle, woher unser Fleisch kommt und dass die Tiere nicht wie auf einem kleinen Bauernhof geschlachtet werden, sondern qualvoll in Massen sterben. Die Verdrängungsleistung eines Menschen ist aber wirklich meisterlich: Was wir nicht direkt vor Augen haben, betrifft uns nicht.
Nach ausgiebiger Analyse unseres Essverhaltens ist mir erst bewusst geworden wie unvegan unser Alltag und vor allem unsere Ernährung war. Ein bischen Tier steckte fast überall drin.
In den ersten zwei Wochen drehte sich in meinem Kopf alles um den Veganismus. Ein Plan musste her! Wo fange ich an? Was muss ich kaufen? Woher bekomme ich meine Informationen? und und und ….
Ich hatte das Gefühl, vor einer hohen Mauer zu stehen, die mich von der veganen Seite abschirmte. Ich wusste, mit genügend Know-how und Motivation würde ich diese Mauer aber irgendwie überwinden.
Ich wurde oft damit konfrontiert, dass Veganer es nicht einfach haben und sich selbst irgendwie ausgrenzen. Das war mir egal. Ich hatte eine Entscheidung getroffen und war davon überzeugt, das Richtige zu tun. Denn meist sind es gesellschaftliche Hindernisse, die dem Veganismus im Wege stehen. Überall ist es normal, Tiere und tierische Produkte zu essen. Da wird man leicht zum Sonderling abgestempelt. Aber wer will schon normal sein. 😉
Ich ernähre mich pflanzlich, bezeichne mich aber eher ungern als „Veganerin“. Denn der Veganismus bezieht sich nicht nur auf die Ernährung, sondern auch auf die Lebens- und Verhaltensweise.
Als „Veganer*inn“ wird man schnell in eine Schublade gesteckt. Aber man sollte das Leben nicht nur schwarz und weiß sehen, sondern sich all seiner Facetten bedienen.
In meinem Fall heißt das, dass ich z.B. die Pfannkuchen meiner Oma (die ich leider nur einmal im Jahr in Rumänien besuchen kann) nicht ablehnen würde, obwohl ein Ei ihrer eigenen Hühner darin verarbeitet wurde.
Im ersten Jahr meiner pflanzlichen Ernährung war ich viel strenger zu mir. Mittlerweile mache ich in seltenen Fällen ein paar Ausnahmen.
Wichtig ist doch, dass man einander respektiert und toleriert und in seiner Lebensart unterstützt. Ich denke, ich habe ein sehr gutes Bewusstsein zu den Dingen die ich zu mir nehme. Und jeder kleine Schritt in Richtung Veganismus ist in meinen Augen der Richtige.
Ich möchte Menschen inspirieren und motivieren, sich pflanzlich zu ernähren. Denn eins kann ich mit absoluter Sicherheit sagen: Mit einer ausgewogenen pflanzlichen Ernährung fühlt man sich gesünder denn je! Und genau das wollen wir doch schließlich alle. Wir wollen uns gut fühlen und fit sein!